Baustellen und Naturschutz
Schonender Umgang mit der Natur
 
 
Baumaßnahmen sind mit Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden. Ein sorgfältiger Umgang mit Boden, Vegetation und Tierwelt trägt dazu bei, negative Auswirkungen zu minimieren, beschleunigt die Regeneration der Landschaftswunden und ist dadurch letztlich mittel- bis langfristig oft kostengünstiger. Eine ökologische Bauaufsicht bzw Baubegleitung wird heute für viele Vorhaben vorgeschrieben.
 
 
Flächenbeanspruchung minimieren
 
Eine vorausschauende Baustellenplanung trägt wesentlich dazu bei, die negativen Auswirkungen der Baumaßnahmen zu minimieren:
 
•   Die benötigte Fläche auf das unbedingt notwendige Ausmaß beschränken. Wichtig ist, temporär beanspruchte Standorte sorgfältig auszuwählen, dh möglichst wenig sensible Flächen zu beanspruchen.
 
•   Besonders wertvolle Lebensräume werden durch stabile, fest montierte Zäune vor Beeinträchtigungen geschützt.
 
•   In manchen Fällen ist vor Baubeginn eine Umsiedlung von Tieren notwendig, zB das Versetzen von Waldameisenhügeln oder das Abfangen von Amphibien.
 
•   Die Bauarbeiten sollten außerhalb besonders sensibler Zeiten erfolgen – etwa keine Rodungen während der Brutzeit der Vögel durchführen.
 
•   Für Tiere können sich Baugruben und andere Strukturen mit senkrechten Wänden zu gefährlichen Fallen entwickeln. Dies lässt sich durch eine Sicherung (zB durch einen Amphibienschutzzaun) oder eine Abdeckung vermeiden. Auch entlang von Baustraßen kann im Frühjahr die Installation von Amphibienschutzzäunen notwendig werden. Seile, Kabel und Leitungen sollten in wichtigen Vogel-Lebensräumen einen Durchmesser von mindestens 2 cm aufweisen oder durch optisch auffällige Markierungen im Abstand von 4 bis 5 m sichtbar gemacht werden, um das Kollisionsrisiko für Vögel wie Raufußhühner oder Eulen zu reduzieren.
 
•   Erhaltenswerte Einzelbäume müssen entsprechend geschützt werden (Baumschutz). Es dürfen keine Baumaterialen unter Bäumen gelagert werden, Bäume dürfen nicht mit Bodenmaterial angeschüttet werden, bei Grabarbeiten sind die Wurzeln zu schonen (=> [1], [2])
=> mehr zum Thema Bäume in der Stadt
 
 
 
Umweltschutzaspekte
 
Unerwünschte Emissionen sind zu minimieren (=> [3]).
 
•   Staubemissionen minimieren (=> [4], [5]).
=>  Materialmanipulationen, Maschinen- und LKW-Fahren soweit als möglich beschränken.
=>  Auf staubenden Baustraßen die Fahrgeschwindigkeit reduzieren.
=>  Staubende Materialien abdecken bzw staubende Oberflächen (zB Baustraßen) bei trockner Witterung befeuchten.
=>  Besonders stark Staub erzeugenden Vorgänge einhausen.
 
•   Lärmemissionen minimieren (=> [6]).
=>  Bestehende Lärmhindernisse (zB Dämme, Mauern oder Gebäude) zur Begrenzung der Schallemissionen nutzen oder Lärmschutzwände installieren.
=>  Lärmende Arbeiten zeitlich koordinieren und zusammenlegen.
=>  Maschinen auf dem neusten Stand der Technik einsetzen, die wenig Lärm erzeugen.
=>  mehr zum Thema Lärm und Naturschutz
 
•   Schadstoffemissionen minimieren (=> [7]).
=>  Moderne Maschinen verwenden und Arbeitsgeräte mit Elektroantrieb bevorzugen.
=>  Schadstoffarme Treib- und Schmierstoffe sowie lösungsmittelarme bzw -freie Produkte verwenden.
=>  Asphaltierungsarbeiten mit Niedrigtemperatur-Asphalt ausführen.
=>  Bei Sprengarbeiten auf emissionsarme Sprengstoffe (zB Emulsion-, Slurry- oder Wassergelsprengstoffe) achten.
 
•   Belastungen und Stoffeinträge in Gewässer verhindern (=> [8]).
=>  Es dürfen keine wassergefährdenden Stoffe in Oberflächengewässer oder das Grundwasser gelangen. Maschinen deshalb regelmäßig auf die Dichtheit der Hydraulik- und Kraftstoffleitungen überprüfen und Baugeräte und Baufahrzeuge keinesfalls im Gewässer und Uferbereich betanken, warten oder reinigen.
=>  Insbesondere bei Betonierungsarbeiten sicherstellen, dass keine Zementmilch ins Wasser gelangen kann.
=>  Gewässertrübungen minimieren, indem Nassbaggerungen auf das absolut notwendige Ausmaß beschränkt werden: Arbeiten möglichst im Trockenen durchführen, indem das Wasser lokal umgeleitet wird bzw eine Wasserhaltung (Abdämmung des Baubereichs von der fließenden Welle) eingerichtet wird.
 
•   Die nächtliche Beleuchtung einschränken. Für viele nachtaktive Tiere ist künstliches Licht ein Problem. Baustellen sollten deshalb nur dann beleuchtet werden, wenn es unbedingt erforderlich ist (Sicherheitsaspekte). Hierfür möglichst insektenfreundliche Lampen verwendet, die einen geringen Strahlungsanteil im kurzwelligen UV-Bereich aufweisen
=>  mehr zum Thema Lichtverschmutzung
 
•   Abfälle und Abwasser sachgerecht entsorgen.
=>  Bauabfälle trennen. Sonderabfälle nicht mit anderen Abfällen vermischen.
=>  Wassergefährdende Abfälle ausschließlich in dichten, witterungsbeständigen Containern sammeln.
=>  Verunreinigte Baustellenabwässer in Absetzbecken und Neutralisationsanlagen aufbereiten (=> [9], [10]).
 
 
Standortgerechte Bodenrekultivierung
 
Der Erhalt der Bodenfunktionen durch die Wiederverwendung des vorhandenen Bodenmaterials trägt wesentlich dazu bei, negative Auswirkungen von Bauvorhaben zu verringern (=> [11], [12], [13]).
 
•   Nicht unbedingt notwendige Bodenabträge und Bodenumlagerungen vermeiden.
 
•   Bodenarbeiten nicht bei nasser Witterung durchführen, Böden möglichst wenig und mit leichten Maschinen befahren.
 
•   Mit Wurzeln und anderen Pflanzenteilen durchsetzten Oberboden getrennt vom Unterboden abtragen und lagern. Die Zwischenlagerung erfolgt locker und nicht zu hoch geschüttet auf möglichst durchlässigen, gegenüber Verdichtung unempfindlichen Standorten. Insbesondere den Oberboden möglichst kurz lagern. Bei einer längeren Lagerungsdauer ist allenfalls eine Begrünung der Bodendepots erforderlich.
 
•   Nach Abschluss der Arbeiten den Boden möglichst wieder am Ort der Entnahme in der ursprünglichen Abfolge und mit annähernd gleicher Mächtigkeit ausbringen.
 
•   Bei Waldböden ist zusätzlich zum Wiederaufbringen des Oberbodens das Wiedereinbringen von Wurzelstöcken zweckmäßig, da in dem zwischen den Wurzeln haftenden Erdreich zahlreiche Samen und Pflanzenteile der ursprünglichen Waldbodenvegetation enthalten sind.
 
•   Mit Schadstoffen belastetes Bodenmaterial nicht mit unbelasteten Material vermischen und nicht wieder ausbringen.
 
•   Mit Problempflanzen belastetes Bodenmaterial nicht mit unbelasteten Material vermischen und nicht bzw nicht oberflächlich wieder ausbringen.
=> mehr zum Thema Problem Neophyten
 
•   Bei linearen Baumaßnahmen (Leitungsbau, Wegebau) durch eine Lagerung in seitlichen Bodenmieten Transportwege und Umlagerungen reduzieren.
 
•   Temporär befahrene Flächen vor Bodenverdichtungen schützen (Einsatz von Baggermatratzen, Errichtung von Kiespisten, Schutzschicht aus unbehandelten Holzschnitzeln) (=> [14])
 
•   Beeinträchtigungen des Bodenwasserhaushalts von Feuchtgebieten vermeiden (Erhalt stauender Bodenschichten, Verhinderung einer Drainagewirkung von Leitungstrassen durch den Einbau stauender Querriegel, zB aus Lehm).
 
 
Naturnahe Geländegestaltung
 
Eine naturnahe Oberflächengestaltung integriert das gestaltete Gelände in die umgebende Landschaft, so dass im Idealfall schon wenige Jahre nach Abschluss der Bauarbeiten die Eingriffe nicht mehr auffallen (=> [15]).
=> mehr zum Thema Landschaftsästhetik
 
•   Die Ausformung des Geländes an die Geländeformen der Umgebung anpassen und künstlich wirkende Formen vermeiden. Natürliches Gelände ist oft unregelmäßig, uneben und durch eine hohe Variabilität von Mulden und Kuppen vielfältig strukturiert. Gerade Linien, große ebene Flächen, streng gewinkelte Geländekanten und Kurven mit gleichbleibenden Radien hingegen wirken künstlich.
 
•   Für die meisten Rekultivierungsmaßnahmen sind nährstoffarme Standorte besser geeignet als nährstoffreiche, da Nährstoffarmut die Entwicklung einer artenreichen Vegetation fördert und den Aufwand für spätere Pflegemaßnahmen reduziert.
 
•   Natürliche Lebensräume sind oft kleinräumig miteinander verzahnt und durch lange Grenzlinien, wie zB buchtige Waldränder, gekennzeichnet. Deshalb auf vielfältige Übergänge zwischen unterschiedlichen Lebensräumen achten und zwischen intensiv (gedüngten) und extensiv (ungedüngten) Standorten ausreichend breite Pufferzonen schaffen.
=> mehr zum Thema Waldränder als artenreiche Lebensräume
 
•   Landschaftselemente wie Wurzelstöcke, Steine oder Lesesteinhaufen, Kleingewässer, Einzelbäume und Gehölzgruppen fördern die Artenvielfalt und bereichern das Landschaftsbild. Wichtig ist, dass Landschaftselemente unregelmäßig verteilt und vor allem naturraumtypisch sind. So können beispielsweise Lesesteinhaufen in Moorlandschaften oder Gehölzpflanzungen in offenen Riedlandschaften kontraproduktiv sein.
=>  mehr zum Thema Steinhaufen
=>  mehr zum Thema Amphibienlaichgewässer anlegen
=>  mehr zum Thema Hecken und Feldgehölze
=>  mehr zum Thema Neues Leben aus totem Holz
 
•   Bei Gehölzpflanzungen auf unregelmäßige Pflanzabstände achten, die einem natürlichen Vegetationsmuster entsprechen.
 
•   Zur Sicherung von Ufern, Böschungen und Hängen möglichst ingenieurbiologische Bauweisen einsetzen. Hierzu zählen beispielsweise Spreitlagen aus lebendem, ausschlagfähigem Astmaterial, Faschinen aus gebündelten Ästen, Krainerwände aus einem Gerüst aus Längs- und Querhölzern, das mit Bodenmaterial aufgefüllt und mit Weidensteckhölzern bepflanzt wird, oder unverfugte Trockenmauern.
=> mehr zum Thema Ingenieurbiologie
=> mehr zum Thema Trockenmauern und Steinhaufen
 
•   Durch Felsabtrag künstlich wirkende Felswände strukturreich, dh mit Simsen, Vorsprüngen, Ritzen und Spalten gestalten, die eine Wiederbesiedlung durch Pflanzen und Tiere erleichtern.
 
•   Wege nicht asphaltieren bzw die Asphaltdecke nach Abschluss der Bauarbeiten wieder entfernen und einen begrünten Mittelstreifen anlegen, um die ökologische Trennwirkung und damit die Verinselung der Landschaft zu reduzieren.
=>  mehr zum Thema Forst- und Güterwegebau
=>  mehr zum Thema Problem Landschaftszerschneidung
 
•   Beeinträchtigungen von Fließgewässern minimieren (=> [8]).
=>  Sicherungsmaßnahmen an Fließgewässer auf das unbedingt erforderliche Ausmaß beschränken und auf abwechslungsreiche Gewässerufer und eine vielfältige, strukturreiche Gewässersohle achten. Standorttypische Wasserbausteine mit einer unregelmäßigen Oberfläche verwenden.
=>  Die Durchgängigkeit erhalten und notwendige Querbauwerke passierbar gestalten, falls notwendig Fischtreppen oder Umgehungsgerinne anlegen.
=>  Unvermeidbare Verrohrungen möglichst kurz anlegen und so gestalten, dass sich im Rohr eine ausreichend große Substratauflage bilden kann (=> [16]).
=>  mehr zum Thema Renaturierung von Fließgewässern
 
•   Darauf achten, dass zugeführtes Material lebensraumtypisch ist. Steine beispielsweise sollten aus derselben geologischen Region stammen.
 
 
Standortgerechte Begrünung
 
Ziel der Begrünung ist die Wiederherstellung standorttypischer Vegetationsverhältnisse.
=>  mehr zum Thema Autochthon - Allochthon
 
•   Insbesondere in sensiblen Lebensräumen wie Mooren, Hochgebirgen oder Magerrasen, für die kaum geeignetes Saat- bzw Pflanzgut erhältlich sind, ist die bestmögliche Nutzung der ursprünglichen Vegetation bzw von Samenmaterial aus der Umgebung für eine erfolgreiche Rekultivierung wichtig (=> [17], [18], [19]).
=>  Ideal ist das Wiederaufbringen abgeschälter Vegetationsziegel – sogenannter Rasensoden. Reichen die Rasensoden nicht für eine vollständige Abdeckung aus, können sie als kleine Stücke – sogenannte Sodenhäcksel – auf der Fläche verteilt werden.
=>  Wenn die Bodenstruktur keine Gewinnung intakter Rasensoden ermöglicht, ist die Rekultivierung durch Übertragung von Oberboden eine gute Alternative.
=>  Artenreiche Wiesen, teilweise auch Magerweiden können durch Mähgutübertragung (Heugrassaat, Direktbegrünung, Grasmulchsaat) begrünt werden. Bei dieser Methode wird samenhaltiges, frisches Mähgut einer geeigneten Spenderfläche in der Umgebung auf der Rekultivierungsfläche ausgebracht. Die Grasschicht enthält standorttypische Samen und schützt zudem vor Austrocknung und Erosion durch Niederschläge.
=>  Auch eine Begrünung mit Heublumen von artenreichen Wiesen aus der Umgebung – also dem Gemisch aus Blütenteilen, Samen und kleineren Stängelstücken, das sich bei der Lagerung des Heus am Boden sammelt – sichert die Ausbringung regionaltypischer Arten.
 
•   Sind andere Methoden nicht machbar, bleibt die Begrünung mit Handelssaatgut. Wichtig ist die Verwendung hochwertiger Mischungen. Für die Entwicklung artenreicher Standorte ist zudem nährstoffarmes Substrat Voraussetzung. Daher kann auf eine Humusierung meist verzichtet werden. Bei schwer keimenden Arten oder wenn spezielle Arten gezielt gefördert werden sollen, kann eine ergänzende Initialpflanzung einzelner Arten zweckmäßig sein.
 
•   Die geeignete Begrünungsmethode ist von der Verfügbarkeit des Begrünungssubstrats, des Standorts und auch der Jahreszeit abhängig. Durch eine Kombination unterschiedlicher Begrünungsmethoden lassen sich die Vorteile unterschiedlicher Methoden verbinden. Häufig angewandt wird das Saat-Soden-Kombinationsverfahren, bei dem die Zwischenräume zwischen den lückig versetzten Rasensoden mit artenreichem Saatgut begrünt werden. Auch lässt sich eine Ansaat mit einer (dünnen) Mähgutübertragung kombinieren.
 
•   Frisch begrünte Flächen dürfen nicht betreten oder befahren werden. Am besten werden sie abgezäunt, bis sich eine stabile Grasnarbe etabliert hat.
 
•   Auch bei Gehölzpflanzungen sind anfallende Pflanzen möglichst wieder zu verwenden. Das gilt besonders für langsam wachsende und seltene Arten, von denen kaum geeignetes Pflanzmaterial im Handel erhältlich ist. Viele Sträucher können auf Stock gesetzt werden und treiben nach der Verpflanzung aus dem Wurzelstock rasch wieder aus.
 
•   Zugekaufte Gehölze müssen regionaltypischer Herkunft sein. Entsprechend der gewählten Pflanzqualität ist auf den richtigen Pflanzzeitpunkt, eine sachgerechte Zwischenlagerung und sorgsames Einpflanzen zu achten. Wurzelnackte Pflanzen – also Pflanzen ohne Ballen – sind im Frühjahr vor dem Austrieb oder im Herbst zu pflanzen, Ballenpflanzen mit Erdballen und Containerpflanzen lassen sich auch in der Vegetationsperiode verpflanzen. (=> [20])
=> mehr zum Thema Heimische Gehölze
 
•   Dynamische Lebensräume, zB Auen oder Schuttfluren, können auch einer natürlichen Vegetationsentwicklung (Selbstbegrünung) überlassen werden. Dabei ist allerdings darauf zu achten, dass sich keine Problempflanzen – insbesondere Neophyten – ansiedeln. In Hanglangen ist zudem Erosionsgefahr oft ein Ausschlusskriterium für eine natürliche Vegetationsentwicklung. Gehölzen aus Naturverjüngung entwickeln sich oft besser als aufgeforstete. Sofern möglich ist deshalb einer natürlichen Wiederbewaldung der Vorzug zu geben. Auch eine Initialpflanzung in Gruppen in Kombination mit einer spontanen Gehölzentwicklung aus dem Samenanflug (Naturanflug) aus der Umgebung ist machbar.
 
=>  mehr zum Thema Naturnahe Begrünungen
 
 
Gezielte Pflege
 
Pflegemaßnahmen sind für den Erfolg von Begrünungen meist ähnlich wichtig wie die eigentlichen Rekultivierungsmaßnahmen.
 
•   Die Fertigstellungspflege umfasst alle Pflegemaßnahmen bis zur Abnahme der Baustelle, zB Bewässerungen bis zum Anwachsen, eine einmalige Startdüngung auf extremen Standorten, einen Betretungsschutz bis zur Entwicklung einer geschlossen Grasnarbe oder Nachsaaten und Nachpflanzungen.
 
•   Die Entwicklungspflege umfasst Maßnahmen, die notwendig sind, um die Vegetationsentwicklung zu lenken und unerwünschte Konkurrenz- und/oder Problemarten zurückzudrängen und ist normalerweise in den ersten drei bis fünf Jahren erforderlich. Die Maßnahmen sind an die Entwicklung der Vegetation anzupassen.
=>  Im Grünland umfasst die Entwicklungspflege vor allem Schröpf- bzw Säuberungsschnitte, um unerwünschte Arten zurückzudrängen, und Aushagerungsschnitte (häufige Mahd mit Abfuhr des Mähguts), um nährstoffarme Standorte zu entwickeln. Frisch begrünte Weideflächen sollten in den ersten drei Jahren gemäht werden. Wichtig sind tierschonende Mähtechniken.
=> mehr zum Thema Tierschonende Mahd
=>  Zur Entwicklungspflege bei Gehölzen zählen Ausmähen, Schutzmaßnahmen gegen Wildverbiss, Baumstützungen, Sonnenschutz bei dünnborkigen Bäumen, Entfernen kranker Triebe (zB Schwarzer Schneeschimmel bei Fichten im Gebirge) oder ein Erziehungsschnitt bei Obstbäumen.
=>  Auf allen Standorten ist das Zurückdrängen von invasiven Neophyten und anderen Problemarten ein wichtiger Bestandteil der Entwicklungspflege (=> [21]).
=> mehr zum Thema Problem Neophyten
 
•   Die Unterhaltspflege umfasst alle langfristigen Pflegemaßnahmen zur Erhaltung einer Begrünung, zB die Mahd von Straßenrändern, Dämmen und Böschungen, der Rückschnitt von Gehölzen oder die Pflege von Kleingewässern, um ein Verlanden zu verhindern. Auf Landwirtschaftsflächen entspricht die Unterhaltspflege der Bewirtschaftung durch den Landwirt, in Wäldern der forstwirtschaftlichen Nutzung
=> mehr zum Thema Damm, Böschung, Wegrand
=> mehr zum Thema Amphibienlaichgewässer anlegen
=> mehr zum Thema Wald und Naturschutz
 
=>  mehr zum Thema Naturnahe Pflegemaßnahmen
 
 
Allgemeine Unterlagen / Links
 
UMG Umweltbüro Grabher (2015): Bauvorhaben und Naturschutz. Eine Checkliste. UMG Berichte 12, UMG Umweltbüro Grabher, Bregenz, 45 S., www.bauaufsicht.net
 
 
Themenbezogene Unterlagen / Links
 
[1] Landeshautstadt Dresden (2002): Schutz von Gehölzen auf Baustellen. Landeshauptstadt Dresden – Umweltamt, Download pdf (195 kb)
[2] Gartenamt Landeshauptstadt Düsseödorf: Baumschutz auf Baustellen. Die wichtigsten Regeln und Hilfen im Überblick. Download pdf (351 kb)
[3] RUMBA – Richtlinien für eine umweltfreundliche Baustellenabwicklung: Teil 1: Allgemeine Einführung (pdf 1.225), Teil 2: Maßnahmen und Aktivitäten nach Baustellentypen (pdf 1.239), Teil 3: Fallbeispiele: Maßnahmen, Wirkungen und Kostenn (pdf 1.441)
[4] Umwelt Land Salzburg (2006): Baustellenleitfaden zur Verringerung der Staubemissionen auf Baustellen. 7 Checklisten für die Verwendung im Baustellenbetrieb zur Vermeidung und Verringerung von (Fein)staubemissionen. Land Salzburg – Abteilung 16 Umweltschutz, 15 S., Download pdf (3.327 kb)
[5] Mayor of London (2006): The control of dust and emissions from construction and demolition. Best Practice Guidance. Greater London Authority, London, 59 S., Download pdf (515 kb)
[6] BAFU (2006): Baulärm-Richtlinie. Richtlinie über bauliche und betriebliche Maßnahmen zur Begrenzung des Baulärms gemäß Artikel 6 der Lärmschutz-Verordnung vom 15. Dezember 1986. Stand 2011. Umwelt-Vollzug 0606, Bundesamt für Umwelt (BAFU), Bern, 23 S., Download auf www.bafu.admin.ch/publikationen/publikation/00006/
[7] C. Nagel, F. Kroiss & H. Fössl (2009): Luftschadstoffreduktion bei Baustellen. Grundlagen für Anforderungen an öffentliche Bauausschreibungen. Report REP-0243, Umweltbundesamt Wien, 57 S., Download pdf (1.749 kb)
[8] R. Simbeni (2009): Positionspapier zur Etablierung einer ökologischen Bauaufsicht bei Bauvorhaben an Fließgewässern. Im Auftrag der Umweltanwältin MMag. Ute Pöllinger, Ligist, 54 S., Download pdf (1.109 kb)
[9] Ämter für Umweltschutz von Appenzell Ausserhoden und Appenzell Innerhoden: Baustellenabwässer. Umweltschutz auf der Baustelle Register 8, 16 S., Download pdf (1.144 kb)
[10] G. Fenzl (2008): Umweltmerkblatt Wasserwirtschaft und Gewässerschutz auf Baustellen. Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) und die Wirtschaftskammern Österreichs (WKO), Wien, Download pdf (141 kb)
[11] Fachbeirat für Bodenfruchtbarkeit und Bodenschutz - Arbeitsgruppe (2009): Richtlinien für die sachgerechte Bodenrekultivierung land- und forstwirtschaftlich genutzter Flächen. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Wien, 56 S., Download pdf (3.396 kb)
[12] S. Häusler & C. Salm (2001): Bodenschutz beim Bauen. Leitfaden Umwelt 10, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Bern, 83 S., Download pdf (2.930 kb)
[13] Umweltfachstellen (2007): Umgang mit Boden. Merkblatt, 8 S., Download pdf (1.438 kb)
[14] BABU GmbH (2008): Merkblätter Lastverteilende Massnahmen. Fachstelle Bodenschutz Kanton Zürich, Download pdf (437 kb)
[15] R. Schertler: Gelungene Geländegestaltung aus Sicht des Natur- und Landschaftsschutzes, Download pdf (362 kb)
[16] R. Keuneke (2011): Leitfaden Kreuzungsbauwerke. Anleitung zur Herstellung der Durchgängigkeit für Fische und andere Bachbewohner beim Bau von Durchlässen und Brücken an Bach-Wege-Kreuzungen. Zweckverband Naturpark Südeifel, Irrel, 11 S., Download pdf (2.065 kb)
[17] A. Bosshard, P. Mayer & A. Mosimann (2013): Leitfaden für naturgemässe Begrünungen in der Schweiz. Mit besonderer Berücksichtigung der Biodiversität. Ö+L Ökologie und Landschaft GmbH, 82 S., Download pdf (4.239 kb)
[18] B. Krautzer, H. Wittmann & F. Florineth (2000): Richtlinie für standortgerechte Begrünungen. Ein Regelwerk im Interesse der Natur. Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Grünland und Futterbau (ÖAG) und Bundesanstalt für alpenländische Landwirtschaft (BAL), 29 S., Download pdf (139 kb)
[19] Verein für Ingenieurbiologie - Arbeitsgruppe Hochlagenbegrünung: Richtlinien Hochlagebegrünung. Kurzfassung für die Baustelle. Verein für Ingenieurbiologie (VIB), Download auf docplayer.org
[20] F. Laue: Pflanzung von Gehölzen. Landratsamt Roth - Kreisfachberatung für Gartenbau und Landespflege, Roth, Download auf docplayer.org
[21] Stadt Luzern & Kanton Luzern (2012): Invasive Neophyten auf Baustellen. Gemeinsames Merkblatt der Stadt Luzern und des Kantons Luzern, Download pdf (1.232 kb), Download Anhang Die wichtigsten Problempflanzen (2.092 kb), Download Massnahmenplan Bauphase (247 kb)
 
 
letzte Änderung Februar 2015, © UMG
 
   

 
 
Baustellen und Naturschutz
Schonender Umgang mit der Natur
 
Baumaßnahmen sind mit Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden. Ein sorgfältiger Umgang mit Boden, Vegetation und Tierwelt trägt dazu bei, negative Auswirkungen zu minimieren, beschleunigt die Regeneration der Landschaftswunden und ist dadurch letztlich mittel- bis langfristig oft kostengünstiger. Eine ökologische Bauaufsicht bzw Baubegleitung wird heute für viele Vorhaben vorgeschrieben.
 
 
Flächenbeanspruchung minimieren
 
Eine vorausschauende Baustellenplanung trägt wesentlich dazu bei, die negativen Auswirkungen der Baumaßnahmen zu minimieren:
 
•   Die benötigte Fläche auf das unbedingt notwendige Ausmaß beschränken. Wichtig ist, temporär beanspruchte Standorte sorgfältig auszuwählen, dh möglichst wenig sensible Flächen zu beanspruchen.
 
•   Besonders wertvolle Lebensräume werden durch stabile, fest montierte Zäune vor Beeinträchtigungen geschützt.
 
•   In manchen Fällen ist vor Baubeginn eine Umsiedlung von Tieren notwendig, zB das Versetzen von Waldameisenhügeln oder das Abfangen von Amphibien.
 
•   Die Bauarbeiten sollten außerhalb besonders sensibler Zeiten erfolgen – etwa keine Rodungen während der Brutzeit der Vögel durchführen.
 
•   Für Tiere können sich Baugruben und andere Strukturen mit senkrechten Wänden zu gefährlichen Fallen entwickeln. Dies lässt sich durch eine Sicherung (zB durch einen Amphibienschutzzaun) oder eine Abdeckung vermeiden. Auch entlang von Baustraßen kann im Frühjahr die Installation von Amphibienschutzzäunen notwendig werden. Seile, Kabel und Leitungen sollten in wichtigen Vogel-Lebensräumen einen Durchmesser von mindestens 2 cm aufweisen oder durch optisch auffällige Markierungen im Abstand von 4 bis 5 m sichtbar gemacht werden, um das Kollisionsrisiko für Vögel wie Raufußhühner oder Eulen zu reduzieren.
 
•   Erhaltenswerte Einzelbäume müssen entsprechend geschützt werden (Baumschutz). Es dürfen keine Baumaterialen unter Bäumen gelagert werden, Bäume dürfen nicht mit Bodenmaterial angeschüttet werden, bei Grabarbeiten sind die Wurzeln zu schonen (=> [1], [2])
=> mehr zum Thema Bäume in der Stadt
 
 
Umweltschutzaspekte
 
Unerwünschte Emissionen sind zu minimieren (=> [3]).
 
•   Staubemissionen minimieren (=> [4], [5]).
=>  Materialmanipulationen, Maschinen- und LKW-Fahren soweit als möglich beschränken.
=>  Auf staubenden Baustraßen die Fahrgeschwindigkeit reduzieren.
=>  Staubende Materialien abdecken bzw staubende Oberflächen (zB Baustraßen) bei trockner Witterung befeuchten.
=>  Besonders stark Staub erzeugenden Vorgänge einhausen.
 
•   Lärmemissionen minimieren (=> [6]).
=>  Bestehende Lärmhindernisse (zB Dämme, Mauern oder Gebäude) zur Begrenzung der Schallemissionen nutzen oder Lärmschutzwände installieren.
=>  Lärmende Arbeiten zeitlich koordinieren und zusammenlegen.
=>  Maschinen auf dem neusten Stand der Technik einsetzen, die wenig Lärm erzeugen.
=>  mehr zum Thema Lärm und Naturschutz
 
•   Schadstoffemissionen minimieren (=> [7]).
=>  Moderne Maschinen verwenden und Arbeitsgeräte mit Elektroantrieb bevorzugen.
=>  Schadstoffarme Treib- und Schmierstoffe sowie lösungsmittelarme bzw -freie Produkte verwenden.
=>  Asphaltierungsarbeiten mit Niedrigtemperatur-Asphalt ausführen.
=>  Bei Sprengarbeiten auf emissionsarme Sprengstoffe (zB Emulsion-, Slurry- oder Wassergelsprengstoffe) achten.
 
•   Belastungen und Stoffeinträge in Gewässer verhindern (=> [8]).
=>  Es dürfen keine wassergefährdenden Stoffe in Oberflächengewässer oder das Grundwasser gelangen. Maschinen deshalb regelmäßig auf die Dichtheit der Hydraulik- und Kraftstoffleitungen überprüfen und Baugeräte und Baufahrzeuge keinesfalls im Gewässer und Uferbereich betanken, warten oder reinigen.
=>  Insbesondere bei Betonierungsarbeiten sicherstellen, dass keine Zementmilch ins Wasser gelangen kann.
=>  Gewässertrübungen minimieren, indem Nassbaggerungen auf das absolut notwendige Ausmaß beschränkt werden: Arbeiten möglichst im Trockenen durchführen, indem das Wasser lokal umgeleitet wird bzw eine Wasserhaltung (Abdämmung des Baubereichs von der fließenden Welle) eingerichtet wird.
 
•   Die nächtliche Beleuchtung einschränken. Für viele nachtaktive Tiere ist künstliches Licht ein Problem. Baustellen sollten deshalb nur dann beleuchtet werden, wenn es unbedingt erforderlich ist (Sicherheitsaspekte). Hierfür möglichst insektenfreundliche Lampen verwendet, die einen geringen Strahlungsanteil im kurzwelligen UV-Bereich aufweisen
=>  mehr zum Thema Lichtverschmutzung
 
•   Abfälle und Abwasser sachgerecht entsorgen.
=>  Bauabfälle trennen. Sonderabfälle nicht mit anderen Abfällen vermischen.
=>  Wassergefährdende Abfälle ausschließlich in dichten, witterungsbeständigen Containern sammeln.
=>  Verunreinigte Baustellenabwässer in Absetzbecken und Neutralisationsanlagen aufbereiten (=> [9], [10]).
 
 
Standortgerechte Bodenrekultivierung
 
Der Erhalt der Bodenfunktionen durch die Wiederverwendung des vorhandenen Bodenmaterials trägt wesentlich dazu bei, negative Auswirkungen von Bauvorhaben zu verringern (=> [11], [12], [13]).
 
•   Nicht unbedingt notwendige Bodenabträge und Bodenumlagerungen vermeiden.
 
•   Bodenarbeiten nicht bei nasser Witterung durchführen, Böden möglichst wenig und mit leichten Maschinen befahren.
 
•   Mit Wurzeln und anderen Pflanzenteilen durchsetzten Oberboden getrennt vom Unterboden abtragen und lagern. Die Zwischenlagerung erfolgt locker und nicht zu hoch geschüttet auf möglichst durchlässigen, gegenüber Verdichtung unempfindlichen Standorten. Insbesondere den Oberboden möglichst kurz lagern. Bei einer längeren Lagerungsdauer ist allenfalls eine Begrünung der Bodendepots erforderlich.
 
•   Nach Abschluss der Arbeiten den Boden möglichst wieder am Ort der Entnahme in der ursprünglichen Abfolge und mit annähernd gleicher Mächtigkeit ausbringen.
 
•   Bei Waldböden ist zusätzlich zum Wiederaufbringen des Oberbodens das Wiedereinbringen von Wurzelstöcken zweckmäßig, da in dem zwischen den Wurzeln haftenden Erdreich zahlreiche Samen und Pflanzenteile der ursprünglichen Waldbodenvegetation enthalten sind.
 
•   Mit Schadstoffen belastetes Bodenmaterial nicht mit unbelasteten Material vermischen und nicht wieder ausbringen.
 
•   Mit Problempflanzen belastetes Bodenmaterial nicht mit unbelasteten Material vermischen und nicht bzw nicht oberflächlich wieder ausbringen.
=> mehr zum Thema Problem Neophyten
 
•   Bei linearen Baumaßnahmen (Leitungsbau, Wegebau) durch eine Lagerung in seitlichen Bodenmieten Transportwege und Umlagerungen reduzieren.
 
•   Temporär befahrene Flächen vor Bodenverdichtungen schützen (Einsatz von Baggermatratzen, Errichtung von Kiespisten, Schutzschicht aus unbehandelten Holzschnitzeln) (=> [14])
 
•   Beeinträchtigungen des Bodenwasserhaushalts von Feuchtgebieten vermeiden (Erhalt stauender Bodenschichten, Verhinderung einer Drainagewirkung von Leitungstrassen durch den Einbau stauender Querriegel, zB aus Lehm).
 
 
Naturnahe Geländegestaltung
 
Eine naturnahe Oberflächengestaltung integriert das gestaltete Gelände in die umgebende Landschaft, so dass im Idealfall schon wenige Jahre nach Abschluss der Bauarbeiten die Eingriffe nicht mehr auffallen (=> [15]).
=> mehr zum Thema Landschaftsästhetik
 
•   Die Ausformung des Geländes an die Geländeformen der Umgebung anpassen und künstlich wirkende Formen vermeiden. Natürliches Gelände ist oft unregelmäßig, uneben und durch eine hohe Variabilität von Mulden und Kuppen vielfältig strukturiert. Gerade Linien, große ebene Flächen, streng gewinkelte Geländekanten und Kurven mit gleichbleibenden Radien hingegen wirken künstlich.
 
•   Für die meisten Rekultivierungsmaßnahmen sind nährstoffarme Standorte besser geeignet als nährstoffreiche, da Nährstoffarmut die Entwicklung einer artenreichen Vegetation fördert und den Aufwand für spätere Pflegemaßnahmen reduziert.
 
•   Natürliche Lebensräume sind oft kleinräumig miteinander verzahnt und durch lange Grenzlinien, wie zB buchtige Waldränder, gekennzeichnet. Deshalb auf vielfältige Übergänge zwischen unterschiedlichen Lebensräumen achten und zwischen intensiv (gedüngten) und extensiv (ungedüngten) Standorten ausreichend breite Pufferzonen schaffen.
=> mehr zum Thema Waldränder als artenreiche Lebensräume
 
•   Landschaftselemente wie Wurzelstöcke, Steine oder Lesesteinhaufen, Kleingewässer, Einzelbäume und Gehölzgruppen fördern die Artenvielfalt und bereichern das Landschaftsbild. Wichtig ist, dass Landschaftselemente unregelmäßig verteilt und vor allem naturraumtypisch sind. So können beispielsweise Lesesteinhaufen in Moorlandschaften oder Gehölzpflanzungen in offenen Riedlandschaften kontraproduktiv sein.
=>  mehr zum Thema Steinhaufen
=>  mehr zum Thema Amphibienlaichgewässer anlegen
=>  mehr zum Thema Hecken und Feldgehölze
=>  mehr zum Thema Neues Leben aus totem Holz
 
•   Bei Gehölzpflanzungen auf unregelmäßige Pflanzabstände achten, die einem natürlichen Vegetationsmuster entsprechen.
 
•   Zur Sicherung von Ufern, Böschungen und Hängen möglichst ingenieurbiologische Bauweisen einsetzen. Hierzu zählen beispielsweise Spreitlagen aus lebendem, ausschlagfähigem Astmaterial, Faschinen aus gebündelten Ästen, Krainerwände aus einem Gerüst aus Längs- und Querhölzern, das mit Bodenmaterial aufgefüllt und mit Weidensteckhölzern bepflanzt wird, oder unverfugte Trockenmauern.
=> mehr zum Thema Ingenieurbiologie
=> mehr zum Thema Trockenmauern und Steinhaufen
 
•   Durch Felsabtrag künstlich wirkende Felswände strukturreich, dh mit Simsen, Vorsprüngen, Ritzen und Spalten gestalten, die eine Wiederbesiedlung durch Pflanzen und Tiere erleichtern.
 
•   Wege nicht asphaltieren bzw die Asphaltdecke nach Abschluss der Bauarbeiten wieder entfernen und einen begrünten Mittelstreifen anlegen, um die ökologische Trennwirkung und damit die Verinselung der Landschaft zu reduzieren.
=>  mehr zum Thema Forst- und Güterwegebau
=>  mehr zum Thema Problem Landschaftszerschneidung
 
•   Beeinträchtigungen von Fließgewässern minimieren (=> [8]).
=>  Sicherungsmaßnahmen an Fließgewässer auf das unbedingt erforderliche Ausmaß beschränken und auf abwechslungsreiche Gewässerufer und eine vielfältige, strukturreiche Gewässersohle achten. Standorttypische Wasserbausteine mit einer unregelmäßigen Oberfläche verwenden.
=>  Die Durchgängigkeit erhalten und notwendige Querbauwerke passierbar gestalten, falls notwendig Fischtreppen oder Umgehungsgerinne anlegen.
=>  Unvermeidbare Verrohrungen möglichst kurz anlegen und so gestalten, dass sich im Rohr eine ausreichend große Substratauflage bilden kann (=> [16]).
=>  mehr zum Thema Renaturierung von Fließgewässern
 
•   Darauf achten, dass zugeführtes Material lebensraumtypisch ist. Steine beispielsweise sollten aus derselben geologischen Region stammen.
 
 
Standortgerechte Begrünung
 
Ziel der Begrünung ist die Wiederherstellung standorttypischer Vegetationsverhältnisse.
=>  mehr zum Thema Autochthon - Allochthon
 
•   Insbesondere in sensiblen Lebensräumen wie Mooren, Hochgebirgen oder Magerrasen, für die kaum geeignetes Saat- bzw Pflanzgut erhältlich sind, ist die bestmögliche Nutzung der ursprünglichen Vegetation bzw von Samenmaterial aus der Umgebung für eine erfolgreiche Rekultivierung wichtig (=> [17], [18], [19]).
=>  Ideal ist das Wiederaufbringen abgeschälter Vegetationsziegel – sogenannter Rasensoden. Reichen die Rasensoden nicht für eine vollständige Abdeckung aus, können sie als kleine Stücke – sogenannte Sodenhäcksel – auf der Fläche verteilt werden.
=>  Wenn die Bodenstruktur keine Gewinnung intakter Rasensoden ermöglicht, ist die Rekultivierung durch Übertragung von Oberboden eine gute Alternative.
=>  Artenreiche Wiesen, teilweise auch Magerweiden können durch Mähgutübertragung (Heugrassaat, Direktbegrünung, Grasmulchsaat) begrünt werden. Bei dieser Methode wird samenhaltiges, frisches Mähgut einer geeigneten Spenderfläche in der Umgebung auf der Rekultivierungsfläche ausgebracht. Die Grasschicht enthält standorttypische Samen und schützt zudem vor Austrocknung und Erosion durch Niederschläge.
=>  Auch eine Begrünung mit Heublumen von artenreichen Wiesen aus der Umgebung – also dem Gemisch aus Blütenteilen, Samen und kleineren Stängelstücken, das sich bei der Lagerung des Heus am Boden sammelt – sichert die Ausbringung regionaltypischer Arten.
 
•   Sind andere Methoden nicht machbar, bleibt die Begrünung mit Handelssaatgut. Wichtig ist die Verwendung hochwertiger Mischungen. Für die Entwicklung artenreicher Standorte ist zudem nährstoffarmes Substrat Voraussetzung. Daher kann auf eine Humusierung meist verzichtet werden. Bei schwer keimenden Arten oder wenn spezielle Arten gezielt gefördert werden sollen, kann eine ergänzende Initialpflanzung einzelner Arten zweckmäßig sein.
 
•   Die geeignete Begrünungsmethode ist von der Verfügbarkeit des Begrünungssubstrats, des Standorts und auch der Jahreszeit abhängig. Durch eine Kombination unterschiedlicher Begrünungsmethoden lassen sich die Vorteile unterschiedlicher Methoden verbinden. Häufig angewandt wird das Saat-Soden-Kombinationsverfahren, bei dem die Zwischenräume zwischen den lückig versetzten Rasensoden mit artenreichem Saatgut begrünt werden. Auch lässt sich eine Ansaat mit einer (dünnen) Mähgutübertragung kombinieren.
 
•   Frisch begrünte Flächen dürfen nicht betreten oder befahren werden. Am besten werden sie abgezäunt, bis sich eine stabile Grasnarbe etabliert hat.
 
•   Auch bei Gehölzpflanzungen sind anfallende Pflanzen möglichst wieder zu verwenden. Das gilt besonders für langsam wachsende und seltene Arten, von denen kaum geeignetes Pflanzmaterial im Handel erhältlich ist. Viele Sträucher können auf Stock gesetzt werden und treiben nach der Verpflanzung aus dem Wurzelstock rasch wieder aus.
 
•   Zugekaufte Gehölze müssen regionaltypischer Herkunft sein. Entsprechend der gewählten Pflanzqualität ist auf den richtigen Pflanzzeitpunkt, eine sachgerechte Zwischenlagerung und sorgsames Einpflanzen zu achten. Wurzelnackte Pflanzen – also Pflanzen ohne Ballen – sind im Frühjahr vor dem Austrieb oder im Herbst zu pflanzen, Ballenpflanzen mit Erdballen und Containerpflanzen lassen sich auch in der Vegetationsperiode verpflanzen. (=> [20])
=> mehr zum Thema Heimische Gehölze
 
•   Dynamische Lebensräume, zB Auen oder Schuttfluren, können auch einer natürlichen Vegetationsentwicklung (Selbstbegrünung) überlassen werden. Dabei ist allerdings darauf zu achten, dass sich keine Problempflanzen – insbesondere Neophyten – ansiedeln. In Hanglangen ist zudem Erosionsgefahr oft ein Ausschlusskriterium für eine natürliche Vegetationsentwicklung. Gehölzen aus Naturverjüngung entwickeln sich oft besser als aufgeforstete. Sofern möglich ist deshalb einer natürlichen Wiederbewaldung der Vorzug zu geben. Auch eine Initialpflanzung in Gruppen in Kombination mit einer spontanen Gehölzentwicklung aus dem Samenanflug (Naturanflug) aus der Umgebung ist machbar.
 
=>  mehr zum Thema Naturnahe Begrünungen
 
 
Gezielte Pflege
 
Pflegemaßnahmen sind für den Erfolg von Begrünungen meist ähnlich wichtig wie die eigentlichen Rekultivierungsmaßnahmen.
 
•   Die Fertigstellungspflege umfasst alle Pflegemaßnahmen bis zur Abnahme der Baustelle, zB Bewässerungen bis zum Anwachsen, eine einmalige Startdüngung auf extremen Standorten, einen Betretungsschutz bis zur Entwicklung einer geschlossen Grasnarbe oder Nachsaaten und Nachpflanzungen.
 
•   Die Entwicklungspflege umfasst Maßnahmen, die notwendig sind, um die Vegetationsentwicklung zu lenken und unerwünschte Konkurrenz- und/oder Problemarten zurückzudrängen und ist normalerweise in den ersten drei bis fünf Jahren erforderlich. Die Maßnahmen sind an die Entwicklung der Vegetation anzupassen.
=>  Im Grünland umfasst die Entwicklungspflege vor allem Schröpf- bzw Säuberungsschnitte, um unerwünschte Arten zurückzudrängen, und Aushagerungsschnitte (häufige Mahd mit Abfuhr des Mähguts), um nährstoffarme Standorte zu entwickeln. Frisch begrünte Weideflächen sollten in den ersten drei Jahren gemäht werden. Wichtig sind tierschonende Mähtechniken.
=> mehr zum Thema Tierschonende Mahd
=>  Zur Entwicklungspflege bei Gehölzen zählen Ausmähen, Schutzmaßnahmen gegen Wildverbiss, Baumstützungen, Sonnenschutz bei dünnborkigen Bäumen, Entfernen kranker Triebe (zB Schwarzer Schneeschimmel bei Fichten im Gebirge) oder ein Erziehungsschnitt bei Obstbäumen.
=>  Auf allen Standorten ist das Zurückdrängen von invasiven Neophyten und anderen Problemarten ein wichtiger Bestandteil der Entwicklungspflege (=> [21]).
=> mehr zum Thema Problem Neophyten
 
•   Die Unterhaltspflege umfasst alle langfristigen Pflegemaßnahmen zur Erhaltung einer Begrünung, zB die Mahd von Straßenrändern, Dämmen und Böschungen, der Rückschnitt von Gehölzen oder die Pflege von Kleingewässern, um ein Verlanden zu verhindern. Auf Landwirtschaftsflächen entspricht die Unterhaltspflege der Bewirtschaftung durch den Landwirt, in Wäldern der forstwirtschaftlichen Nutzung
=> mehr zum Thema Damm, Böschung, Wegrand
=> mehr zum Thema Amphibienlaichgewässer anlegen
=> mehr zum Thema Wald und Naturschutz
 
=>  mehr zum Thema Naturnahe Pflegemaßnahmen
 
 
Allgemeine Unterlagen / Links
 
UMG Umweltbüro Grabher (2015): Bauvorhaben und Naturschutz. Eine Checkliste. UMG Berichte 12, UMG Umweltbüro Grabher, Bregenz, 45 S., www.bauaufsicht.net
 
 
Themenbezogene Unterlagen / Links
 
[1] Landeshautstadt Dresden (2002): Schutz von Gehölzen auf Baustellen. Landeshauptstadt Dresden – Umweltamt, Download pdf (195 kb)
[2] Gartenamt Landeshauptstadt Düsseldorf: Baumschutz auf Baustellen. Die wichtigsten Regeln und Hilfen im Überblick. Download pdf (351 kb)
[3] RUMBA – Richtlinien für eine umweltfreundliche Baustellenabwicklung: Teil 1: Allgemeine Einführung (pdf 1.225), Teil 2: Maßnahmen und Aktivitäten nach Baustellentypen (pdf 1.239), Teil 3: Fallbeispiele: Maßnahmen, Wirkungen und Kostenn (pdf 1.441)
[4] Umwelt Land Salzburg (2006): Baustellenleitfaden zur Verringerung der Staubemissionen auf Baustellen. 7 Checklisten für die Verwendung im Baustellenbetrieb zur Vermeidung und Verringerung von (Fein)staubemissionen. Land Salzburg – Abteilung 16 Umweltschutz, 15 S., Download pdf (3.327 kb)
[5] Mayor of London (2006): The control of dust and emissions from construction and demolition. Best Practice Guidance. Greater London Authority, London, 59 S., Download pdf (515 kb)
[6] BAFU (2006): Baulärm-Richtlinie. Richtlinie über bauliche und betriebliche Maßnahmen zur Begrenzung des Baulärms gemäß Artikel 6 der Lärmschutz-Verordnung vom 15. Dezember 1986. Stand 2011. Umwelt-Vollzug 0606, Bundesamt für Umwelt (BAFU), Bern, 23 S., Download auf www.bafu.admin.ch/publikationen/publikation/00006/
[7] C. Nagel, F. Kroiss & H. Fössl (2009): Luftschadstoffreduktion bei Baustellen. Grundlagen für Anforderungen an öffentliche Bauausschreibungen. Report REP-0243, Umweltbundesamt Wien, 57 S., Download pdf (1.749 kb)
[8] R. Simbeni (2009): Positionspapier zur Etablierung einer ökologischen Bauaufsicht bei Bauvorhaben an Fließgewässern. Im Auftrag der Umweltanwältin MMag. Ute Pöllinger, Ligist, 54 S., Download pdf (1.109 kb)
[9] Ämter für Umweltschutz von Appenzell Ausserhoden und Appenzell Innerhoden: Baustellenabwässer. Umweltschutz auf der Baustelle Register 8, 16 S., Download pdf (1.144 kb)
[10] G. Fenzl (2008): Umweltmerkblatt Wasserwirtschaft und Gewässerschutz auf Baustellen. Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) und die Wirtschaftskammern Österreichs (WKO), Wien, Download pdf (141 kb)
[11] Fachbeirat für Bodenfruchtbarkeit und Bodenschutz - Arbeitsgruppe (2009): Richtlinien für die sachgerechte Bodenrekultivierung land- und forstwirtschaftlich genutzter Flächen. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Wien, 56 S., Download pdf (3.396 kb)
[12] S. Häusler & C. Salm (2001): Bodenschutz beim Bauen. Leitfaden Umwelt 10, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Bern, 83 S., Download pdf (2.930 kb)
[13] Umweltfachstellen (2007): Umgang mit Boden. Merkblatt, 8 S., Download pdf (1.438 kb)
[14] BABU GmbH (2008): Merkblätter Lastverteilende Massnahmen. Fachstelle Bodenschutz Kanton Zürich, Download pdf (437 kb)
[15] R. Schertler: Gelungene Geländegestaltung aus Sicht des Natur- und Landschaftsschutzes, Download pdf (362 kb)
[16] R. Keuneke (2011): Leitfaden Kreuzungsbauwerke. Anleitung zur Herstellung der Durchgängigkeit für Fische und andere Bachbewohner beim Bau von Durchlässen und Brücken an Bach-Wege-Kreuzungen. Zweckverband Naturpark Südeifel, Irrel, 11 S., Download pdf (2.065 kb)
[17] A. Bosshard, P. Mayer & A. Mosimann (2013): Leitfaden für naturgemässe Begrünungen in der Schweiz. Mit besonderer Berücksichtigung der Biodiversität. Ö+L Ökologie und Landschaft GmbH, 82 S., Download pdf (4.239 kb)
[18] B. Krautzer, H. Wittmann & F. Florineth (2000): Richtlinie für standortgerechte Begrünungen. Ein Regelwerk im Interesse der Natur. Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Grünland und Futterbau (ÖAG) und Bundesanstalt für alpenländische Landwirtschaft (BAL), 29 S., Download pdf (139 kb)
[19] Verein für Ingenieurbiologie - Arbeitsgruppe Hochlagenbegrünung: Richtlinien Hochlagebegrünung. Kurzfassung für die Baustelle. Verein für Ingenieurbiologie (VIB), Download auf docplayer.org
[20] F. Laue: Pflanzung von Gehölzen. Landratsamt Roth - Kreisfachberatung für Gartenbau und Landespflege, Roth, Download auf docplayer.org
[21] Stadt Luzern & Kanton Luzern (2012): Invasive Neophyten auf Baustellen. Gemeinsames Merkblatt der Stadt Luzern und des Kantons Luzern, Download pdf (1.232 kb), Download Anhang Die wichtigsten Problempflanzen (2.092 kb), Download Massnahmenplan Bauphase (247 kb)  

 


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Stand Februar 2015