Wald und Naturschutz
Artenreiche Wälder fördern
 
 
Mitteleuropa ist eigentlich ein Waldland. Von Natur aus wären nur die Hochgebirgsregionen und Sonderstandorte wie Moore waldfrei. Der Mensch hat den Wald schon früh zurückgedrängt und durch Wiesen, Weiden und Äckern eine Kulturlandschaft geschaffen. Die verbliebenen Wälder sind keine Urwälder, sondern mehr oder weniger stark von Menschen veränderte Lebensräume. Naturnahe Waldwirtschaft und gezielte Naturschutzmaßnahmen helfen, die Artenvielfalt im Wald zu erhalten.
 
 
Waldfunktionen
 
Der Wald erfüllt zahlreiche Funktionen. Er ist nicht nur Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Pilze, sondern auch für den Menschen wichtig.
 
•   Schutzfunktion: Ohne Schutzwald wären viele Regionen, beispielsweise die Alpen, kaum bewohnbar. Wälder schützen vor Hochwässern, Muren, Lawinen, Steinschlägen, Hangrutschungen und Erosion. Für die Bewahrung dieser Schutzfunktion ist die Waldbewirtschaftung entsprechend abzustimmen.
 
•   Wohlfahrtsfunktion: Wald hat einen günstigen Einfluss auf das Lokalklima, er mindert Lärmbelastungen, reinigt Luft und Wasser, bremst Wind und bietet Sichtschutz.
 
•   Nutzfunktion: Der Wald ist Lieferant von Nutz- und Brennholz. Forstwirtschaft schafft Arbeit und sichert Einkommen. Besonders in ländlichen Regionen ist der Wald ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
 
•   Erholungsfunktion: Wald ist reichhaltiger Erlebnis- und Freizeitraum für uns Menschen – er bietet Spielraum für Kinder, sportliche Herausforderung für Radfahrer und Wanderer und Entspannung für Spaziergänger.
=> mehr zum Thema Freizeit und Sport
 
•   Biotopfunktion: Wald ist unersetzbarer Lebens- und Rückzugsraum für Tiere, Pflanzen und Pilze.
 

=> mehr zum Thema Ecosystem Services – Ökosystemdienstleistungen
 
 
Naturschutz im Wald
 
•   Wälder möglichst naturnah bewirtschaften – standortangepasste, strukturreiche und stabile Wälder schaffen, die auch künftigen Generationen von Nutzen sind.
 
•   Die natürliche Artenvielfalt durch eine standortgerechte Baumartenzusammensetzung fördern – Ziel dabei ist nicht die maximal mögliche Baumartenvielfalt, sondern die natürlich vorkommende Baumartenmischung. Während Nadelwälder von Natur aus vor allem in Gebirgslagen oder in niederschlagsarmen oder auf trockenen Standorten (zB Kiefernwälder) vorkommen, sind für viele tiefere Lagen Laubwälder charakteristisch. Sie wurden in der Vergangenheit besonders stark durch den Menschen verändert und vielerorts durch standortfremde Fichtenforste ersetzt. Auch im Nadelbaum dominierten Wirtschaftswald sollten Mischbaumarten zugelassen werden!
 
•   Bei Aufforstungen sind standortgerechte Arten auszuwählen, wobei auch auf die Herkunft und genetische Anpassung des Pflanzmaterials zu achten ist. (=> [1], [2])
=>  mehr zum Thema Autochthon - Allochthon
 
•   Im Vergleich zum Naturwald fehlen im Wirtschaftswald Alters- und Zerfallphasen, die Jungwaldphase ist stark verkürzt. Trotzdem sind möglichst naturnahe Bestandsstrukturen zu schaffen und die natürliche Waldstruktur auf den Wirtschaftswald zu übertragen. Durch die Wahl der Nutzungsform (vom Plenterschlag über Femelung bis zu kleinen Saum-, Schirm- und Lichtungshieben) können Strukturvielfalt (Stufigkeit) und Waldtextur – also das Nebeneinader verschiedener Entwicklungsstadien und Altersklassen – beeinflusst werden. Je ungleichaltriger und stukturreicher, desto größer ist die Zahl der ökologischen Nischen. Mit größeren Eingriffen wie Räumung oder zeitlich gestaffelten Kahlschlägen von maximal 2 ha können Pionierwaldphasen geschaffen werden. Aus Sicht des Biotopverbunds ist ein Netz aus gleichartigen Lebensräumen, die nicht zu weit auseinander liegen, ideal.
=> mehr zum Thema Prinzip des Biotopverbunds
 
•   Holz bestands- und bodenschonend nutzen. Vor allem schwere Böden mit einem hohen Ton- oder Schluffanteil werden bereits bei geringen Belastungen verdichtet. Befahren sollte auf Rückgassen beschränkt werden, alternative Holzbringungsmethoden, zB Holzrücken mit Pferden, sind in Betracht zu ziehen. (=> [3], [4])
 
•   Verzicht auf Düngung, Entwässerung und Pestizideinsatz zur Ertragsteigerung. Erhalt der Funktionen des Waldbodens – natürliche Waldböden sind Wasserspeicher und übernehmen wichtige Filter- und Pufferfunktionen. Luftschadstoffe belasten den Boden und führen zu Schäden an den Bäumen. Durch standortfremde Fichtenaufforstungen wird die Bodenversauerung beschleunigt und die Auswaschung von schädlichen Nitraten ins Grundwasser begünstigt. Waldbauliche Maßnahmen, wie das Einbringen standortgerechter Baumarten helfen, den Boden als Nährstoffquelle zu sichern, die Humusform zu verbessern und das Bodenleben zu aktivieren (=> [5])
 
•   Zurückhaltender, sanfter Waldwegbau. Übererschließung verhindern. Notwendige Wege möglichst wenig befestigen; natürliche Beläge mit Unebenheiten und Pfützen, bewachsenen Mittelstreifen und Altgrasstreifen am Wegrand erhalten. Waldwege dienen nicht nur der Forstwirtschaft, sie werden auch für Erholungs- und Freizeitaktivitäten genutzt. Die zunehmende menschliche Aktivität kann ein wesentlicher Störfaktor für Wildtiere sein! (=> [6])
=>  mehr zum Thema Forst- und Güterwegebau
 
•   Sonderbiotope erhalten. Hierzu zählen Lichtungen, Trocken-, Feucht- und Nassstandorte, Gewässer, aber auch Wurzelteller umgefallener Bäume, geomorphologische und kulturhistorische Besonderheiten. (=> [7])
 
•   Auf einen angemessenen Altholz- und Totholzanteil achten, Biotopbäume („Spechtbäume“) erhalten. Generell möglichst lange Umtriebszeiten anstreben, einzelne Uraltbäume (2 bis 5 pro ha) stehen lassen, Alt- und Totholzinseln schaffen. (=> [8])
=>  mehr zum Thema Totholz
 
•   Stufige, artenreiche Waldränder als ökologisch wertvolle Übergangsbereiche fördern.
=>  mehr zum Thema Waldränder als artenreiche Lebensräume
 
•   Die Natur soweit möglich gewähren lassen, nur Lenkungseingriffe vornehmen. Natürliche Verjüngung bei geeigneten Ausgangsbeständen fördern, Windwürfe wenn möglich liegen und einer natürlichen Entwicklung überlassen, Pioniergehölze natürlich absterben lassen. (=> [9])
 
•   Naturwaldreservate einrichten, in denen der Wald sich selbst überlassen und auf Eingriffe durch den Menschen völlig verzichtet wird.
=> mehr zum Thema Schutzgebiete
 
•   Seltene Waldgesellschaften (zB Au-, Moor- oder Trockenwälder) gezielt fördern und erhalten. (=> [10], [11], [12])
=> mehr zum Thema Auwälder
 
•   Schutzmaßnahmen für seltene Waldarten treffen. Seltene Baum- und Straucharten gezielt fördern, Standorte seltener Pflanzen erhalten und auf die Ansprüche gefährdeter Tierarten Rücksicht nehmen. Beim Holzeinschlag und der Jungwuchspflege sind die Brutzeiten der Vögel und die Setzzeit des Wildes zu beachten. Entsprechend den natürlich vorkommenden Arten sind gezielte Artenhilfsmaßnahmen wichtig. (=> [13], [14], [15], [16])
=>  mehr zum Thema Zielartenkonzepte im Naturschutz
=>  mehr zum Thema Fledermäuse im Wald
 
•   Auf ein ausgeglichenes Wald-Wild-Verhältnis achten. Wild ist Teil des Waldes, deshalb Wildlebensräume schützen, Störungen verhindern und Rückzugsgebiete schaffen. Überhöhte Schalenwildbestände führen allerdings durch Verbiss zu großen Problemen bei der Waldverjüngung. Als Richtwert für den Wildbestand gilt: Nur so hoch, dass sich alle natürlich vorkommenden Baumarten auch natürlich verjüngen können. Auch in der Jagdwirtschaft auf Nachhaltigkeit achten! (=> [17], [18])
 
•   Besondere regionaltypische Bewirtschaftungsformen, wie Nieder- und Mittelwälder, aber auch lichte Weidewälder, nicht völlig verschwinden lassen, sondern als typische Elemente der Kulturlandschaft erhalten.
=> mehr zum Thema Landschaft
 
 
Allgemeine Unterlagen / Links
 
Mollet, P., Hahn, P., Heynen D. & Birrer S. (2005): Holznutzung und Naturschutz. Grundlagenbericht. Schriftenreihe Umwelt 378. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) und Schweizerische Vogelwarte Sempach. Bern. 52 S., Download pdf (530 kb)
Hahn, P., D. Heynen, M. Indermühle, P. Mollet & S. Birrer (2005): Holznutzung und Naturschutz. Praxishilfe mit waldbaulichen Merkblättern. Vollzug Umwelt. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft und Schweizerische Vogelwarte Sempach. 113 S., Download pdf (3.458 kb)
waldwissen.net – Informationen für die Forstpraxis: www.waldwissen.net
W. Scherzinger (1996): Naturschutz im Wald. Qualitätsziele einer dynamischen Waldentwicklung. Praktischer Naturschutz, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 447 S.
Arbeitskreis Forstliche Landespflege (1993): Biotop-Pflege im Wald. Ein Leitfaden für die forstliche Praxis. 4. Aufl., Kilda-Verlag, Greven, 230 S.
R. Barthel, G. Beyer, C. Böhm, H. Brücher, M. Harthun, J. Heiermann, J.-A. Krüger, H. Opitz, A. Puhr, H. Schuhmacher, S. Schwill, V. Späth & E. Wenzlaff (2008): Waldwirtschaft 2020. Perspektiven und Anforderungen aus Sicht des Naturschutzes. Naturschutzbund Deutschland (NABU), Berlin, 67 S., Download pdf (1.538 kb)
F. Heckl, W. Lexer, H. Vacik, B. Wolfslehner & J. Hackl (2003): Grundlagen für die Umsetzung des Ökosystemaren Ansatzes des „Übereinkommens über die biologische Vielfalt“ Aspekte des Schutzes und der nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt am Beispiel des österreichischen Waldes. Berichte BE-153, Umweltbundesamt, Wien, 390 S., Download pdf (4.180 kb)
 
 
Themenbezogene Unterlagen / Links
 
[1] R. Nörr (2002): Wildlinge – richtig eingesetzt! LWF-Merkblatt 8, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Freising, Download pdf (3.169 kb)
[2] M. Reh, M. Höbarth, K. Schuster, G. Kuneth & F. Lanschützer (2007): Standortgerechte Verjüngung des Waldes. Landwirtschaftskammer Österreich – Holzinformationsfonds, Wien, 27 S., Download pdf (1.558 kb)
[3] P. Lüscher, F. Frutig, S. Sciacca, S. Spjevak & O. Thees (2009): Physikalischer Bodenschutz im Wald. Bodenschutz beim Einsatz von Forstmaschinen. Merkblatt für die Praxis 45, Eidgenössische Forschungsanstalt WSL, Birmensdorf, 12 S., Download pdf (2.496 kb)
[4] J. Kremer, B. Wolf, D. Matthies & H. Borchert (2007): Bodenschutz beim Forstmaschineneinsatz. LWF-Merkblatt 22, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Freising, Download pdf (976 kb)
[5] O. Danneberg, C. Jasser, K. Katzensteiner, W. Luckl, F. Mutsch, M. Reh, K. Schuster & F. Starlinger (2001): Wald(boden)sanierung. Arbeitsgemeinschaft für Waldveredlung und Flurholzanbau im Auftrag des Fachbeirates für Bodenfruchtbarkeit und Bodenschutz beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Wien, 26 S., Download pdf (654 kb)
[6] A. Bernasconi, U. Schroff (2008): Freizeit und Erholung im Wald. Grundlagen, Instrumente, Beispiele. Umwelt-Wissen 0819. Bundesamt für Umwelt BAFU, Bern. 69 S., Download pdf (2.339 kb)
[7] G. Pfundner, H.-M. Berg (2006): Aktiv für Quellen und Bäche im Wald. Anregungen für Forstleute und Landwirte. Österreichische Bundesforste AG - Kompetenzfeld Natur- und Umweltschutz und Naturschutzbund Niederösterreich, 27 S., Download pdf (1.889 kb)
[8] S. Müller-Kroehling, M. Blaschke, C. Franz, J. Müller, V. Binner, P. Pechacek (2019): Biotopbäume und Totholz – Vielfalt im Wald. LWF-Merkblatt 17, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Freising, Download pdf (832 kb)
[9] W. Schönenberger, C. Angst, M. Bründl, M. Dobbertin, P. Duelli, S. Egli, W. Frey, W. Gerber, A. D. Kupferschmid Albisetti, P. Lüscher, J. Senn, B. Wermelinger & T. Wohlgemuth (2003): Vivians Erbe. Waldentwicklung nach Windwurf im Gebirge. Merkblatt für die Praxis 36, Eidgenössiche Forschungsanstalt WSL, Birmensdorf, Download pdf (495 kb)
[10] V. Späth (1995): Bruch-, Sumpf- und Auwälder. Biotope in Baden-Württemberg 7, Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe, 33 S., Download pdf (6.372 kb)
[11] T. Breunig & G. Thielmann (2001): Wälder, Gebüsche und Staudensäume trockenwarmer Standorte. Biotope in Baden-Württemberg 11, Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe, 36 S., Download pdf (5.536 kb)
[12] F. Essl, G. Egger, T. Ellmauer & S. Aigner (2002): Rote Liste gefährdeter Biotoptypen Österreichs. Wälder, Forste, Vorwälder. Monographie 156, Umweltbundesamt, Wien, 103 S., Download pdf (651 kb)
[13] M. Lauterbach, H. Walentowski (2006): Vogelschutz im Wald. LWF-Merkblatt 21, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Freising, Download pdf (755 kb)
[14] S. Müller-Kroehling, C. Franz, V. Binner, J. Müller, P. Pechacek & V. Zahner (2004): Artenhandbuch der für den Wald relevanten Tier- und Pflanzenarten des Anhangs II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und des Anhangs I der Vogelschutz-Richtlinie in Bayern als Praxishandbuch und Materialsammlung für das Gebietsmanagement der NATURA 2000-Gebiete. 4. aktualisierte Fassung, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), 198 S., Download pdf (1.556 kb)
[15] C. Abs (Red.) (2002): Seltene Bäume in unseren Wäldern. Erkennen – Erhalten – Nutzen. Stiftung Wald in Not, Bonn, 38 S., Dowload auf docplayer.org
[16] N. Barengo, A. Rudow & P. Schwab (2001): Förderung seltener Baumarten auf der Schweizer Alpennordseite. Grundlagen, Artensteckbriefe. BUWAL und ETHZ, Dowonload auf fe.ethz.ch/forschung/dendrology-and-vegetation-science/seba/
[17] M. Baumann, P. Brang, T. Burger, R. Eyholzer, S. Herzog, N. Imesch, A. Kupferschmid, D. Rüegg & A. Wehrli (2010): Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis. Wissenschaftliche und methodische Grundlagen zum integralen Management von Reh, Gämse, Rothirsch und ihrem Lebensraum. Umwelt-Wissen 1013, Bundesamt für Umwelt (BAFU), Bern, 232 S., Download pdf (7.938 kb)
[18] S. Adler, T. Hopf & J.-A. Krüger (2013): Ausrichtung der Jagd in Deutschland. Naturschutzbund Deutschland (NABU), Berlin, 11 S., Download pdf (474 kb)
 
 
letzte Änderung Jänner 2009, © UMG
 
   

 
 
Wald und Naturschutz
Artenreiche Wälder fördern
 
Mitteleuropa ist eigentlich ein Waldland. Von Natur aus wären nur die Hochgebirgsregionen und Sonderstandorte wie Moore waldfrei. Der Mensch hat den Wald schon früh zurückgedrängt und durch Wiesen, Weiden und Äckern eine Kulturlandschaft geschaffen. Die verbliebenen Wälder sind keine Urwälder, sondern mehr oder weniger stark von Menschen veränderte Lebensräume. Naturnahe Waldwirtschaft und gezielte Naturschutzmaßnahmen helfen, die Artenvielfalt im Wald zu erhalten.
 
 
Waldfunktionen
 
Der Wald erfüllt zahlreiche Funktionen. Er ist nicht nur Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Pilze, sondern auch für den Menschen wichtig.
 
•   Schutzfunktion: Ohne Schutzwald wären viele Regionen, beispielsweise die Alpen, kaum bewohnbar. Wälder schützen vor Hochwässern, Muren, Lawinen, Steinschlägen, Hangrutschungen und Erosion. Für die Bewahrung dieser Schutzfunktion ist die Waldbewirtschaftung entsprechend abzustimmen.
 
•   Wohlfahrtsfunktion: Wald hat einen günstigen Einfluss auf das Lokalklima, er mindert Lärmbelastungen, reinigt Luft und Wasser, bremst Wind und bietet Sichtschutz.
 
•   Nutzfunktion: Der Wald ist Lieferant von Nutz- und Brennholz. Forstwirtschaft schafft Arbeit und sichert Einkommen. Besonders in ländlichen Regionen ist der Wald ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
 
•   Erholungsfunktion: Wald ist reichhaltiger Erlebnis- und Freizeitraum für uns Menschen – er bietet Spielraum für Kinder, sportliche Herausforderung für Radfahrer und Wanderer und Entspannung für Spaziergänger.
=> mehr zum Thema Freizeit und Sport
 
•   Biotopfunktion: Wald ist unersetzbarer Lebens- und Rückzugsraum für Tiere, Pflanzen und Pilze.
 

=> mehr zum Thema Ecosystem Services – Ökosystemdienstleistungen
 
 
Naturschutz im Wald
 
•   Wälder möglichst naturnah bewirtschaften – standortangepasste, strukturreiche und stabile Wälder schaffen, die auch künftigen Generationen von Nutzen sind.
 
•   Die natürliche Artenvielfalt durch eine standortgerechte Baumartenzusammensetzung fördern – Ziel dabei ist nicht die maximal mögliche Baumartenvielfalt, sondern die natürlich vorkommende Baumartenmischung. Während Nadelwälder von Natur aus vor allem in Gebirgslagen oder in niederschlagsarmen oder auf trockenen Standorten (zB Kiefernwälder) vorkommen, sind für viele tiefere Lagen Laubwälder charakteristisch. Sie wurden in der Vergangenheit besonders stark durch den Menschen verändert und vielerorts durch standortfremde Fichtenforste ersetzt. Auch im Nadelbaum dominierten Wirtschaftswald sollten Mischbaumarten zugelassen werden!
 
•   Bei Aufforstungen sind standortgerechte Arten auszuwählen, wobei auch auf die Herkunft und genetische Anpassung des Pflanzmaterials zu achten ist. (=> [1], [2])
=>  mehr zum Thema Autochthon - Allochthon
 
•   Im Vergleich zum Naturwald fehlen im Wirtschaftswald Alters- und Zerfallphasen, die Jungwaldphase ist stark verkürzt. Trotzdem sind möglichst naturnahe Bestandsstrukturen zu schaffen und die natürliche Waldstruktur auf den Wirtschaftswald zu übertragen. Durch die Wahl der Nutzungsform (vom Plenterschlag über Femelung bis zu kleinen Saum-, Schirm- und Lichtungshieben) können Strukturvielfalt (Stufigkeit) und Waldtextur – also das Nebeneinader verschiedener Entwicklungsstadien und Altersklassen – beeinflusst werden. Je ungleichaltriger und stukturreicher, desto größer ist die Zahl der ökologischen Nischen. Mit größeren Eingriffen wie Räumung oder zeitlich gestaffelten Kahlschlägen von maximal 2 ha können Pionierwaldphasen geschaffen werden. Aus Sicht des Biotopverbunds ist ein Netz aus gleichartigen Lebensräumen, die nicht zu weit auseinander liegen, ideal.
=> mehr zum Thema Prinzip des Biotopverbunds
 
•   Holz bestands- und bodenschonend nutzen. Vor allem schwere Böden mit einem hohen Ton- oder Schluffanteil werden bereits bei geringen Belastungen verdichtet. Befahren sollte auf Rückgassen beschränkt werden, alternative Holzbringungsmethoden, zB Holzrücken mit Pferden, sind in Betracht zu ziehen. (=> [3], [4])
 
•   Verzicht auf Düngung, Entwässerung und Pestizideinsatz zur Ertragsteigerung. Erhalt der Funktionen des Waldbodens – natürliche Waldböden sind Wasserspeicher und übernehmen wichtige Filter- und Pufferfunktionen. Luftschadstoffe belasten den Boden und führen zu Schäden an den Bäumen. Durch standortfremde Fichtenaufforstungen wird die Bodenversauerung beschleunigt und die Auswaschung von schädlichen Nitraten ins Grundwasser begünstigt. Waldbauliche Maßnahmen, wie das Einbringen standortgerechter Baumarten helfen, den Boden als Nährstoffquelle zu sichern, die Humusform zu verbessern und das Bodenleben zu aktivieren (=> [5])
 
•   Zurückhaltender, sanfter Waldwegbau. Übererschließung verhindern. Notwendige Wege möglichst wenig befestigen; natürliche Beläge mit Unebenheiten und Pfützen, bewachsenen Mittelstreifen und Altgrasstreifen am Wegrand erhalten. Waldwege dienen nicht nur der Forstwirtschaft, sie werden auch für Erholungs- und Freizeitaktivitäten genutzt. Die zunehmende menschliche Aktivität kann ein wesentlicher Störfaktor für Wildtiere sein! (=> [6])
=>  mehr zum Thema Forst- und Güterwegebau
 
•   Sonderbiotope erhalten. Hierzu zählen Lichtungen, Trocken-, Feucht- und Nassstandorte, Gewässer, aber auch Wurzelteller umgefallener Bäume, geomorphologische und kulturhistorische Besonderheiten. (=> [7])
 
•   Auf einen angemessenen Altholz- und Totholzanteil achten, Biotopbäume („Spechtbäume“) erhalten. Generell möglichst lange Umtriebszeiten anstreben, einzelne Uraltbäume (2 bis 5 pro ha) stehen lassen, Alt- und Totholzinseln schaffen. (=> [8])
=>  mehr zum Thema Totholz
 
•   Stufige, artenreiche Waldränder als ökologisch wertvolle Übergangsbereiche fördern.
=>  mehr zum Thema Waldränder als artenreiche Lebensräume
 
•   Die Natur soweit möglich gewähren lassen, nur Lenkungseingriffe vornehmen. Natürliche Verjüngung bei geeigneten Ausgangsbeständen fördern, Windwürfe wenn möglich liegen und einer natürlichen Entwicklung überlassen, Pioniergehölze natürlich absterben lassen. (=> [9])
 
•   Naturwaldreservate einrichten, in denen der Wald sich selbst überlassen und auf Eingriffe durch den Menschen völlig verzichtet wird.
=> mehr zum Thema Schutzgebiete
 
•   Seltene Waldgesellschaften (zB Au-, Moor- oder Trockenwälder) gezielt fördern und erhalten. (=> [10], [11], [12])
=> mehr zum Thema Auwälder
 
•   Schutzmaßnahmen für seltene Waldarten treffen. Seltene Baum- und Straucharten gezielt fördern, Standorte seltener Pflanzen erhalten und auf die Ansprüche gefährdeter Tierarten Rücksicht nehmen. Beim Holzeinschlag und der Jungwuchspflege sind die Brutzeiten der Vögel und die Setzzeit des Wildes zu beachten. Entsprechend den natürlich vorkommenden Arten sind gezielte Artenhilfsmaßnahmen wichtig. (=> [13], [14], [15], [16])
=>  mehr zum Thema Zielartenkonzepte im Naturschutz
=>  mehr zum Thema Fledermäuse im Wald
 
•   Auf ein ausgeglichenes Wald-Wild-Verhältnis achten. Wild ist Teil des Waldes, deshalb Wildlebensräume schützen, Störungen verhindern und Rückzugsgebiete schaffen. Überhöhte Schalenwildbestände führen allerdings durch Verbiss zu großen Problemen bei der Waldverjüngung. Als Richtwert für den Wildbestand gilt: Nur so hoch, dass sich alle natürlich vorkommenden Baumarten auch natürlich verjüngen können. Auch in der Jagdwirtschaft auf Nachhaltigkeit achten! (=> [17], [18])
 
•   Besondere regionaltypische Bewirtschaftungsformen, wie Nieder- und Mittelwälder, aber auch lichte Weidewälder, nicht völlig verschwinden lassen, sondern als typische Elemente der Kulturlandschaft erhalten.
=> mehr zum Thema Landschaft
 
 
Allgemeine Unterlagen / Links
 
Mollet, P., Hahn, P., Heynen D. & Birrer S. (2005): Holznutzung und Naturschutz. Grundlagenbericht. Schriftenreihe Umwelt 378. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) und Schweizerische Vogelwarte Sempach. Bern. 52 S., Download pdf (530 kb)
Hahn, P., D. Heynen, M. Indermühle, P. Mollet & S. Birrer (2005): Holznutzung und Naturschutz. Praxishilfe mit waldbaulichen Merkblättern. Vollzug Umwelt. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft und Schweizerische Vogelwarte Sempach. 113 S., Download pdf (3.458 kb)
waldwissen.net – Informationen für die Forstpraxis: www.waldwissen.net
W. Scherzinger (1996): Naturschutz im Wald. Qualitätsziele einer dynamischen Waldentwicklung. Praktischer Naturschutz, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 447 S.
Arbeitskreis Forstliche Landespflege (1993): Biotop-Pflege im Wald. Ein Leitfaden für die forstliche Praxis. 4. Aufl., Kilda-Verlag, Greven, 230 S.
R. Barthel, G. Beyer, C. Böhm, H. Brücher, M. Harthun, J. Heiermann, J.-A. Krüger, H. Opitz, A. Puhr, H. Schuhmacher, S. Schwill, V. Späth & E. Wenzlaff (2008): Waldwirtschaft 2020. Perspektiven und Anforderungen aus Sicht des Naturschutzes. Naturschutzbund Deutschland (NABU), Berlin, 67 S., Download pdf (1.538 kb)
F. Heckl, W. Lexer, H. Vacik, B. Wolfslehner & J. Hackl (2003): Grundlagen für die Umsetzung des Ökosystemaren Ansatzes des „Übereinkommens über die biologische Vielfalt“ Aspekte des Schutzes und der nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt am Beispiel des österreichischen Waldes. Berichte BE-153, Umweltbundesamt, Wien, 390 S., Download pdf (4.180 kb)
 
 
Themenbezogene Unterlagen / Links
 
[1] R. Nörr (2002): Wildlinge – richtig eingesetzt! LWF-Merkblatt 8, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Freising, Download pdf (3.169 kb)
[2] M. Reh, M. Höbarth, K. Schuster, G. Kuneth & F. Lanschützer (2007): Standortgerechte Verjüngung des Waldes. Landwirtschaftskammer Österreich – Holzinformationsfonds, Wien, 27 S., Download pdf (1.558 kb)
[3] P. Lüscher, F. Frutig, S. Sciacca, S. Spjevak & O. Thees (2009): Physikalischer Bodenschutz im Wald. Bodenschutz beim Einsatz von Forstmaschinen. Merkblatt für die Praxis 45, Eidgenössische Forschungsanstalt WSL, Birmensdorf, 12 S., Download pdf (2.496 kb)
[4] J. Kremer, B. Wolf, D. Matthies & H. Borchert (2007): Bodenschutz beim Forstmaschineneinsatz. LWF-Merkblatt 22, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Freising, Download pdf (976 kb)
[5] O. Danneberg, C. Jasser, K. Katzensteiner, W. Luckl, F. Mutsch, M. Reh, K. Schuster & F. Starlinger (2001): Wald(boden)sanierung. Arbeitsgemeinschaft für Waldveredlung und Flurholzanbau im Auftrag des Fachbeirates für Bodenfruchtbarkeit und Bodenschutz beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Wien, 26 S., Download pdf (654 kb)
[6] A. Bernasconi, U. Schroff (2008): Freizeit und Erholung im Wald. Grundlagen, Instrumente, Beispiele. Umwelt-Wissen 0819. Bundesamt für Umwelt BAFU, Bern. 69 S., Download pdf (2.339 kb)
[7] G. Pfundner, H.-M. Berg (2006): Aktiv für Quellen und Bäche im Wald. Anregungen für Forstleute und Landwirte. Österreichische Bundesforste AG - Kompetenzfeld Natur- und Umweltschutz und Naturschutzbund Niederösterreich, 27 S., Download pdf (1.889 kb)
[8] S. Müller-Kroehling, M. Blaschke, C. Franz, J. Müller, V. Binner, P. Pechacek (2019): Biotopbäume und Totholz – Vielfalt im Wald. LWF-Merkblatt 17, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Freising, Download pdf (832 kb)
[9] W. Schönenberger, C. Angst, M. Bründl, M. Dobbertin, P. Duelli, S. Egli, W. Frey, W. Gerber, A. D. Kupferschmid Albisetti, P. Lüscher, J. Senn, B. Wermelinger & T. Wohlgemuth (2003): Vivians Erbe. Waldentwicklung nach Windwurf im Gebirge. Merkblatt für die Praxis 36, Eidgenössiche Forschungsanstalt WSL, Birmensdorf, Download pdf (495 kb)
[10] V. Späth (1995): Bruch-, Sumpf- und Auwälder. Biotope in Baden-Württemberg 7, Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe, 33 S., Download pdf (6.372 kb)
[11] T. Breunig & G. Thielmann (2001): Wälder, Gebüsche und Staudensäume trockenwarmer Standorte. Biotope in Baden-Württemberg 11, Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe, 36 S., Download pdf (5.536 kb)
[12] F. Essl, G. Egger, T. Ellmauer & S. Aigner (2002): Rote Liste gefährdeter Biotoptypen Österreichs. Wälder, Forste, Vorwälder. Monographie 156, Umweltbundesamt, Wien, 103 S., Download pdf (651 kb)
[13] M. Lauterbach, H. Walentowski (2006): Vogelschutz im Wald. LWF-Merkblatt 21, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Freising, Download pdf (755 kb)
[14] S. Müller-Kroehling, C. Franz, V. Binner, J. Müller, P. Pechacek & V. Zahner (2004): Artenhandbuch der für den Wald relevanten Tier- und Pflanzenarten des Anhangs II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und des Anhangs I der Vogelschutz-Richtlinie in Bayern als Praxishandbuch und Materialsammlung für das Gebietsmanagement der NATURA 2000-Gebiete. 4. aktualisierte Fassung, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), 198 S., Download pdf (1.556 kb)
[15] C. Abs (Red.) (2002): Seltene Bäume in unseren Wäldern. Erkennen – Erhalten – Nutzen. Stiftung Wald in Not, Bonn, 38 S., Dowload auf docplayer.org
[16] N. Barengo, A. Rudow & P. Schwab (2001): Förderung seltener Baumarten auf der Schweizer Alpennordseite. Grundlagen, Artensteckbriefe. BUWAL und ETHZ, Dowonload auf fe.ethz.ch/forschung/dendrology-and-vegetation-science/seba/
[17] M. Baumann, P. Brang, T. Burger, R. Eyholzer, S. Herzog, N. Imesch, A. Kupferschmid, D. Rüegg & A. Wehrli (2010): Wald und Wild – Grundlagen für die Praxis. Wissenschaftliche und methodische Grundlagen zum integralen Management von Reh, Gämse, Rothirsch und ihrem Lebensraum. Umwelt-Wissen 1013, Bundesamt für Umwelt (BAFU), Bern, 232 S., Download pdf (7.938 kb)
[18] S. Adler, T. Hopf & J.-A. Krüger (2013): Ausrichtung der Jagd in Deutschland. Naturschutzbund Deutschland (NABU), Berlin, 11 S., Download pdf (474 kb)  

 


UMG Umweltbüro Grabher | Meinradgasse 3, A-6900 Bregenz
T +43 (0)5574 65564 | F +43 (0)5574 655644
office@umg.at | www.umg.at  
 
www.naturtipps.com/wald.html
Stand Jänner 2009